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Die Geschichte des Amerika-Instituts - 68er am Amerika Institut

Im Jahr 1968 wurde das Münchner Amerikahaus Schauplatz einer Sitzblockade von Studentinnen und Studenten des Instituts für Zeitungswissenschaften. Als Teil einer weltweiten Protestwelle gegen den Vietnamkrieg kritisierten sie mit dieser Aktion das militärische und imperialistische Vorgehen der USA, das zu jener Zeit intensiv debattiert wurde. Als repräsentative Institutionen der Vereinigten Staaten wurden die deutschen Amerikahäuser immer wieder zum Austragungsort zahlreicher Demonstrationen [1], die sich im Weiteren gegen den kalten Krieg, autoritäre Regierungen und sozialeUngerechtigkeiten  richteten. [2] Amerikanische Protestpraktiken wie „sit-ins,“ die Besetzung universitärer Räume, wurden dabei adaptiert, wobei man mit eben diesen amerikanischen Methoden gegen Amerika protestierte und das Infragestellen des bestehenden Machtsystems innerhalb der Universitäten zum Teil des gesellschaftskritischen Protests wurde. [3]

Die Ludwig-Maximilians-Universität war im Jahr 1968 die größte Hochschule der Bundesrepublik und nahm mit ihren 22.000 Studierenden eine bedeutsame Rolle in der damaligen studentischen Protestbewegung ein. [4] Für Dozierende und Studierende des Amerika-Instituts war dieses Zeitgeschehen von höchster Relevanz, da Amerika als zentrales Forschungsobjekt und das seit dem Zweiten Weltkrieg vorherrschend positive Bild des Landes eine kritische Auseinandersetzung mit seinen politischen Widersprüchen und Entwicklungen notwendig machten. Angesichts der massiven Unruhen, sowie der Kritik an der amerikanischen Außenpolitik, äußerten sich Professoren des Instituts gemeinsam mit Bundestagsabgeordneten, prominenten Schriftstellern wie Heinrich Böll, sowie dem Rektor der LMU, Prof. Peter Walter, kritisch zum Einfall amerikanischer Truppen in Kambodscha.

Laut der Süddeutschen Zeitung vom 12. Mai 1970 erklärten sie, „Amerika verrate seine Traditionen und Ziele in Vietnam und Kambodscha.“ Zudem kritisierten die Herausgeber den Bruch des Völkerrechts, der durch den Einmarsch in Kambodscha stattgefunden habe. Um seine demokratische Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, solle die USA den Konflikt friedlich beenden. Auch die Gefahr eines dritten Weltkriegs solle somit vermieden werden. [5] Diese Äußerung, welche für ein Universitätsinstitut zu jener Zeit durchaus ungewöhnlich war, verdeutlicht die Tragweite der gesellschaftlichen Spannungen jener Zeit, die nicht nur Studierende, sondern auch den Lehrstuhl des Amerika-Instituts zum Protest bewegten.

[1] Karl Stankiewitz, München 68 – Traumstadt in Bewegung, Volk Verlag (2008): 106.

[2] Gerhard Fürmetz, „Protest oder Störung? Studenten und Staatsmacht in München um 1968, “ Staatsarchiv München (1999): 12 f.

[3] Fürmetz, 14.

[4] Fürmetz, 15.

[5] „Amerika-Institut: USA beschwören Weltkrieg,“ Süddeutsche Zeitung (München), 12. Mai 1970.