Collections
Die Geschichte des Amerika-Instituts - 40 Jahre Jubiläum
„Das Amerika-Institut wird im nächsten Jahr so alt wie die Bundesrepublik: 40 Jahre.“ – Prof. Dr. Gert Raeithel (*1940), Emeritierter Lehrstuhlinhaber für Amerikanische Literaturgeschichte am Amerika Institut
Mit diesen Worten begann Gert Raeithel im Juni 1988 einen Brief an den damaligen Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät, Professor Dr. Heinz Laufer (1933-1996). Um verstehen zu können, warum Prof. Raeithel sich dazu entschied das Alter des Amerika Instituts an der Ludwig-Maximilians-Universität auf diese Weise zu betonen, muss nochmal ein halbes Jahr zurückgegangen werden. Als nämlich der damalige Lehrstuhlinhaber für nordamerikanische Kulturgeschichte, Prof. Dr. Berndt Ostendorf, auf einer internationalen Konferenz in Venedig war, erhielt er eine schockierende Nachricht: das älteste Amerika Institut Deutschlands sollte geschlossen werden. Um das Alter des Amerika Instituts in Relation zu setzen: im selben Jahr wurde das John F. Kennedy- Institut für Nordamerikastudien in Berlin erst 25 Jahre alt. Diese Entscheidung auf Seiten des Verwaltungsstab der LMU fiel trotz eines erfolgreichen Jahrzehnts am Institut. Dieses enthielt unter anderen Exkursionen in die USA, eine Ausweitung an Partneruniversitäten, sowohl im europäischen Ausland als auch auf der anderen Seite des Atlantiks, neuen Berufungen und zahlreicher Gastprofessoren, sowie laufenden Stiftungsprojekten. Nachdem Prof. Ostendorf diese Nachricht erhielt, entschied er sich dazu das 40. Entstehungsjubiläum des Amerika Instituts im darauffolgenden Jahr umso größer zu feiern. Diese Feier sollte die Wichtigkeit der Amerikastudien in der Forschungslandschaft, sowohl allgemein aber natürlich auch direkt in München, zentral unterstreichen. Um mehr über das Amerika Institut in den 1980ern, und seine Entstehungsgeschichte zu erfahren, kann die verlinkte Quelle „Amerika-Institut 1949-1989“ herangezogen werden. Mehr zu dem Inhalt und den Verfassern des Heftes später.
Nun zurück zu Prof. Raeithels Brief, in welchem es im genaueren um den Gedanken des Instituts ging, zum feierlichen Anlass dem US-Senator J. William Fulbright (1905-1995) die Ehrendoktorwürde zu erteilen. Gründe hierfür waren zum einen seine nahe Verbundenheit zum Institut, sowie eine nach ihm benannte Resolution, die zur Gründung der UN führte, das gleichnamige Stipendium und zum anderen Fulbrights Verdienste für die deutsch-amerikanischen Beziehungen über einen „weiten Zeitraum“ hinweg. Dies war aber bei weitem nicht die einzige geplante Veranstaltung um das große Institutsjubiläum 1989 zu feiern. Eine „äusserts geschickt kombinierte und lehrreiche“ Wanderausstellung sollte den Beginn der Festlichkeiten einleiten.
Diese Ausstellung befasste sich mit der indigenen Kultur der Hopi, die im Mai/Juni 1989 noch offene Termine hatte. Die Begründung, die Prof. Gert Raeithel, Professor für Amerikanistik am Institut und Geschäftsführender Vorstand während den Jubiläumsvorbereitungen, dem damaligen Präsidenten der LMU gegeben hatte, war, dass diese Vorstellung nicht nur ein Ereignis für das Amerika Institut selbst ist, sondern auch die Forschungsgebiete der Universität an die Münchner Öffentlichkeit bringt. Aber auch eine Vorlesungsreihe für das Wintersemester 1989/90 wurde geplant. Im Rahmen dieser wurden Wissenschaftler aus einer Reihe an Disziplinen eingeladen um sich mit den zentralen Themen der Amerikanischen Kultur zu befassen.
Siehe die Kursbeschreibung für die Vorlesung „Discourse on Society and Culture in American Studies (American Studies: Cultural Experience and Cultural Discourse)“ hier:
“The Amerika-Institut of the University of Munich will celebrate its 40-year anniversary in November 1989. A lecture series is planned for the winter term of 1989/90 (Nov 1 – Feb 28). Scholars from a variety of disciplines are invited to deal with central concepts and models of American culture. Special overall emphasis should be given to the concept of culture as it gained relevance for changing self-reflection of a pluralistic society. This interdisciplinary approach to American culture and society may lend new impetus to the critical discourse on both sides of the Atlantic about the goals and issues of an American Studies approach. The unifying frame of reference for these lectures will be a broad concept of culture rooted in both lived experience and critical inquiry. This framework should also comprise comparative analyses of European and American norms and values as well as an awareness of their mutually constructive or conflicting forms of interaction.”
Im akademischen Jahr 1988/1989 war am Institut sogar so viel los, dass sogar Anfragen auf Besuche und Gastdozenturen abgelehnt wurden. In einen Brief im März an den Politologen Dr. John Dreijmanis musste Raeithel dessen Anfrage ablehnen:
„Dear Dr. Dreijmanis,
regrettably, we are in the middle of preparations for the 40th anniversary of our Institute with many guest lecturers, panels und [sic] exhibitions. So, for the forseeable future, we are not in a position to extend additional invitations.
Sincerely Gert Raeithel”
Neben großen Veranstaltungs- und Vorlesungsplänen gab es aber auch noch andere Wege, wie die Zentralität des Amerika Instituts an der LMU betont werden solle. Ein Beispiel hierfür ist das bereits erwähnte Heft „Amerika-Institut 1949-1989. 40 Jahre Amerika-Studien an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Eine Institutsgeschichte.“ Dieses Heft stellt die erste Geschichte eines Instituts der LMU, das schriftlich zusammengefasst wurde, dar. Prof. Berndt Ostendorf verfasste sowohl die Einleitung als auch die Geschichte der Nordamerikanischen Kulturgeschichte in den 1980er Jahren. Neben ihm fertigten Dr. Ursula Huber vom Planungsstab der LMU, Literaturwissenschaftler am Amerika Institut Dr. Klaus Poenicke und Prof. Gert Raeithel jeweils ein Kapitel zur Institutsgeschichte an. Zwischen Danksagungen an die außerordentliche Hilfe bei der Zusammenstellung des Heftes, betonte Ostendorf die harte Arbeit, die das Recherchieren der Geschichte umfasste:
„Als die Kollegen auf den Vorschlag, als Teil des 40.-jährigen Jubiläums des Instituts seine Geschichte zu schreiben, enthusiastisch reagierten, ahnte noch niemand, wieviel historische Wühlarbeit für diese so kurz Geschichte notwendig sein würde.“
Die Autoren wurden bei der Wühlarbeit unter anderem durch Dokumente aus den USA unterstützt. Dr. H.F. Peters hat sich auf Anfrage von Prof. Ostendorf im Januar 1989 bereit erklärt spannende Dokumente, die in sich in seinem Besitz befanden, für die Geschichtsschreibung zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel ist die englische Ankündigung des Instituts. Dies zeigt, dass die Zukunft des Instituts sowohl ein großes Anliegen in München als auch dem Institut verbundenen in den USA war. Aber nicht nur Professoren und Dozenten haben ihre Expertise für das Jubiläum geliehen. Sondern auch die Studierenden in der Fachschaft haben eine Spezial-Ausgabe ihres Magazins zum festlichen Anlass unter dem Namen „40 Jahre Amerika Institut“ herausgegeben.
Die Geschichte des Amerika Instituts war bereits eine Erfolgsgeschichte als 1988 die Terminierung des Instituts eingeleitet werden sollte. Durch die Idee von Prof. Berndt Ostendorf das Institut zu seinem 40. Geburtstag gebührend zu feiern und die Zusammenarbeit von Professoren, Studierenden, dem Verbundenen des Instituts und Amerikanisten aus der ganzen Welt, konnte endlich gezeigt werden, was für einen wichtigen Beitrag das Amerika Institut zur Forschungslandschaft der LMU leistet. Die Zukunft des Amerika Instituts konnte zum Glück gesichert werden, so dass wir in diesem Jahr, trotz weiterer Angriffe auf das Institut, die Freude haben 35 weitere erfolgreiche Jahre des Instituts seit 1989 zelebrieren zu können.