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Die Geschichte des Amerika-Instituts - Die Gründung in den 1940er Jahren

Neben dem deutschen Grundgesetz feiert auch das Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität, das älteste und eines der größten seiner Art in Deutschland, im Jahr 2024 sein 75-jähriges Bestehen. Ursprünglich 1931 von Dr. Camillo von Klenze angeregt, [1] scheiterte die Einrichtung eines Lehrstuhls für Amerikanistik an der Universität München zunächst an finanziellen Hürden und wurde durch die politischen Umstände nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 endgültig gestoppt. Pläne, einen bestehenden Lehrstuhl über die Carnegie Endowment for International Peace mit Berlin zu teilen, scheiterten ebenfalls an den politischen Rahmenbedingungen des NS-Regimes. Der Lehrstuhl wurde in der Folge 1935 eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwachte in München im Rahmen der Reeducation-Politik der amerikanischen Militärregierung erneut das Interesse an American Studies. Diesmal sollte das Fach nicht nur der Demokratieförderung, sondern auch der politischen Bildung und der Verankerung westlicher Werte in der deutschen Nachkriegsgesellschaft dienen. 1946 beantragte die Philosophische Fakultät der Universität München erstmals offiziell die Einrichtung einer Honorarprofessur mit Lehrauftrag für Literatur und Landeskunde der Vereinigten Staaten:

„Nachdem die Zeitereignisse immer stärker die überragende Bedeutung der Vereinigten Staaten herausgestellt haben und das Kultusministerium selbst in einer Entschließung vom 5.8.46 der Universität ihr Interesse für die Schaffung einer Lehrstelle für Amerikanistik kundgegeben hat, stellt die Philosophische Fakultät nunmehr […] erneut den Antrag, es möge für Amerikakunde […] eine etatmäßige ordentliche Professur an der Universität München geschaffen werden.“ [2]

Obwohl das Bayerische Kultusministerium zustimmte, blieb die Stelle zunächst unbesetzt. Der für den Lehrstuhl vorgesehene Leo von Hibler, ein Professor für englische Philologie, welcher zuvor an der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften in Leipzig tätig war, konnte die Stelle wegen bürokratischer Hürden und finanzieller Unsicherheiten nicht antreten. Die für die Professur vorgesehenen Mittel wurden stattdessen zur Finanzierung anderer Wissenschaftler im Bereich der Amerikanistik verwendet.

„Aus der Überlegung, dass es unmöglich für einen Wissenschaftler sei, alle Gebiete des amerikanischen Lebens, die uns hier in Europa interessieren, also vor allem amerikanische Geschichte, amerikanische Literatur, amerikanische Politik, amerikanische Wirtschaft und amerikanische Soziologie, zu behandeln, entwickelte sich der Plan, anstelle dieser einen Professur ein Institut für Amerikanistik zu schaffen, wie es bisher in Europa, noch nicht existiert.“ [3]

Die Gründung des Amerika-Instituts an der Universität München wurde maßgeblich von Heinz Friedrich Peters, welcher zu dieser Zeit am Reed College in Oregon lehrte, einem Schüler des Anglisten Karl Förster, einem Münchener Ordinarius, vorangetrieben, welcher den Plan zur Gründung des Instituts entwickelte und sich auch mit aller Kraft für die Verwirklichung dieses Vorhabens einsetzte:

„[Doktor Peters] scheint [in Amerika] eine sehr erfolgreiche Tour für das Amerika Institut der Münchner Universität durchgeführt zu haben und 2 hervorragende Gelehrte von der Harvard Universität und der Universität von Wisconsin für die Eröffnung des Instituts im Mai 1950 gewonnen zu haben.“ [4]

Trotz anfänglicher Planungshindernisse und finanzieller Unsicherheiten setzte sich Peters für die Gründung des Instituts ein, das interdisziplinär ausgerichtet sein und als Brücke zwischen Bayern und den USA dienen sollte. Nach den Vorstellungen von Peters und den Wünschen der amerikanischen Militärregierung sollte das Institut neben der Kulturgeschichte der USA auch die Politik- und Wirtschaftswissenschaften umfassen. Diese Idee stieß jedoch zunächst auf Widerstand, sowohl bei der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, die den Namen „Institut für Amerikanistik“ ablehnte, und stattdessen „Amerika-Institut,“ so die heutige Bezeichnung, vorschlug, als auch beim Bayerischen Kultusministerium, das nur eine begrenzte finanzielle Unterstützung gewährte.

„Die Rockefeller-Stiftung hat 50.000 Dollar bewilligt, weitere Zuschüsse sind von Carnegie und der For-Stiftung zu erwarten.“ [5]

Erst die Unterstützung amerikanischer Militärbehörden und Stiftungen, insbesondere der Rockefeller Foundation, die 50.000 $ für zwei Gastprofessuren zusagte, sowie die Zustimmung der Universität München ermöglichten schließlich die Gründung des Amerika-Instituts, das am 7. November 1949 eröffnet wurde. Zu den ersten Zielen des neu eröffneten Instituts gehörte neben dem allgemeinen Versuch, ein umfassendes Verständnis der amerikanischen Kultur, Geschichte und Gesellschaft zu vermitteln, auch die Einladung amerikanischer Gastprofessoren. So bestand das Kuratorium des Instituts schlussendlich überwiegend aus Amerikanern, was den starken amerikanischen Einfluss auf die Ausrichtung der Amerikastudien verdeutlicht. Trotz des vielversprechenden Starts führten der beginnende Kalte Krieg und die damit verbundenen politischen Spannungen zu Problemen. Als es in den Vereinigten Staaten, angetrieben von Senator Joseph McCarthy zu einer Hexenjagd gegen tatsächliche und vermeintliche Kommunisten kam, wurde Peters wurde vom US-Außenministerium wegen angeblichem Anti-Amerikanismus und politischer Unzuverlässigkeit zum Rücktritt gedrängt, was das Institut in eine Krise stürzte. Die folgenden Jahre waren geprägt von Problemen, was die Entwicklung des Instituts erheblich beeinträchtigte.

[1] Rückmeldung Dr. Goldenbergers auf Anfrage Dr. von Klenzes über notwendiges Kapital zur Einrichtung von Amerikakunde an der Universität München, München, am 19. Oktober 1931.

[2] Brief des Dekans der Philosophischen Fakultät an das Kultusministerium vom 19. September 1946, Hauptstaatsarchiv MK 69715.

[3] Brief des Staatsministers Dr. Alois Hundhammer an Dr. Charles Winning (Office of Military Government), am 21. März 1949, Hauptstaatsarchiv MK 69750

[4] Vormerkung, Dr. Sattler, am 1. September 1949, Hauptstaatsarchiv MK 69750.

[5] Vormerkung, Dr. Sattler, am 1. September 1949, Hauptstaatsarchiv MK 69750.